Exhibition: Jakob August Lorent – Kalotypien 1853-1861
Opening: 25.10.2016, 19 Uhr
Kuratiert von: Gunther Waibl
Dauer der Ausstellung: 26.10. – 5.12.2016
Dr. Jakob August Lorent (Charleston, USA 1813-1884 Meran) zählt zu den frühesten Reise- bzw. Architekturfotografen. Als einer der ersten bereiste er mit der Kamera viele Länder im Mittelmeerraum.
Lorent unternahm die Reisen in einer Zeit, als allein schon Fortbewegung und Unterkunft in diesen Ländern ein Abenteuer war. Umso bedeutender, von diesen beschwerlichen Reisen auch noch höchst interessante fotografische Aufnahmen mit nach Hause zu bringen.
Ab 1853 hält er sich in Venedig auf und bereist –samt Fotoapparat- Norditalien. 1858 Reise nach Südspanien und Algerien. 1859 -1860 Reise durch Ägypten und Nubien. 1860 – 1861 Griechenland, 1862 ebenfalls Griechenland. 1863 Rom und Süditalien, dann Türkei, Syrien und Ägypten. 1864 Palästina und erneut Ägypten. 1865 Sizilien.
Alle diese Reisen hatten den Zweck, das jeweilige Land zu erkunden und Aufnahmen vor allem von historischen Bauwerken, Kunstwerken und Städten anzufertigen. Insofern verbindet Lorent gekonnt Reise- und Architekturfotografie.
Lorent war Autodidakt. Er beginnt mit der Fotografie nur 14 Jahre nachdem in Paris das erste fotografische Verfahren (Daguerreotypie) bekannt gegeben worden war. Er begann sogleich mit den damals ganz neuen Negativ-Positiv-Verfahren nach Talbot, eben der Kalotypie, bzw. mit deren Verbesserung durch LeGray: dabei wurde ein Wachspapier-Negativ belichtet und ausgearbeitet, von dem mehrere positive Abzüge hergestellt werden konnten – dies war in jenen Jahren noch eine große Neuheit, zumal die Daguerreotypie nur relativ kleine, seitenverkehrte Unikate kannte.
Doch war auch die Kalotypie äußerst kompliziert: von der Vorbereitung über die Aufnahme bis zum Positiv konnten schon 37 Arbeitsstunden vergehen. Die Positiv-Abzüge konnten nur durch Kontaktkopien im Maßstab 1:1 mit Hilfe des Sonnenlichtes hergestellt werden.
In dieser Ausstellung sind gut ein Dutzend Original-Aufnahmen aus Venedig, Algier und Athen zu sehen, in den Maßen 33 x 47 cm sowie 59×78 cm. Das bedeutet, dass dies auch die Maße der Wachspapiernegative waren! Die Kamera musste also wesentlich größer als etwa eine heutige Waschmaschine gewesen sein. Damit kann man die Bedeutung der Fotografien, bzw. deren beschwerlicher Herstellungsprozess auf den genannten Reisen erahnt werden. Die Originale stammen aus den Jahren 1853 bis 1861 und haben Seltenheitswert, da von Lorent ganz wenige Negative und sehr wenige Abzüge erhalten geblieben sind. Sie zeichnen sich bis heute durch ihre Dimension, ihre große Schärfe, Haltbarkeit und Ausstrahlung aus.
Jakob August Lorent wurde in den USA, Charleston, South Carolina, geboren, kam aber mit fünf Jahren zu einem begüterten Adoptivvater nach Mannheim. Dort wuchs er auf und erwarb 1837 den Doktortitel in Naturwissenschaften. Es folgten die erwähnten Reisen. Für seine Fotografien und Publikationen wurde er vielfach ausgezeichnet und geehrt. Nach 1865 widmete er sich in Deutschland der heimatkundlichen Architekturfotografie. 1873 zieht er, möglicherweise aus gesundheitlichen Gründen, nach Meran. Auch hier fotografierte er wieder, in Meran und der Umgebung. Am 9. Juli 1884 starb Jakob August Lorent in Meran nach einer Lungenentzündung.