Exhibition: Karla Hiraldo Voleau – Another Love Story
Eröffnung: 11.05.2023, 19 Uhr
Ausstellung: 12.05. – 17.06.2023
Die französisch-dominikanische Künstlerin und Fotografin Karla Hiraldo Voleau untersucht Begriffe wie Intimität, Liebe und Geschlechterdarstellung, indem sie (selbst-) fiktive und realitätsbezogene Elemente zwischen fotografischen und schriftlichen Erzählungen kombiniert.
In der Serie Another Love Story (2022) verfolgt die Künstlerin ihre Beziehung zu einem Mann zurück und umschreibt sie neu, nachdem seine Affäre mit einer anderen Frau aufgedeckt wurde. Sein Name sowie persönliche Bezüge werden in dem Projekt nie explizit genannt. Einige hundert Smartphone-Fotos reinszenieren intime Bilder aus der Zeit ihrer einjährigen Beziehung.
Die gedruckten Bilder werden auf 13 Tafeln in der Ausstellung präsentiert, abwechselnd mit der Niederschrift eines erschütternden Telefongesprächs zwischen der Künstlerin und „der anderen Frau“, die ebenfalls nichts von der Doppelbeziehung des Mannes wusste. Während dieses Gesprächs wurde die Geschichte aufgedeckt. Alle Porträts, die aus der Sammlung privater Erinnerungen aus Hiraldo Voleaus Fotobibliothek stammen, wurden von der Künstlerin selbst zusammen mit einem professionellen Schauspieler, der ihrem damaligen Partner äußerlich ähnelt, nachgestellt und an denselben Orten der Originalbilder noch einmal aufgenommen. Jede der ausgestellten Tafeln stellt Aufnahmen dar, die in jedem der 13 Monate der Beziehung entstanden sind: Ausgehend von der anfänglichen Nähe und Sinnlichkeit des Paares entwickelt sich die Erzählung bis zu ihrer zunehmenden Distanzierung am Ende dieser Serie.
Hiraldo Voleau stellt den Wahrheitsgehalt des fotografischen Dokuments in Frage, indem sie nachgestellte Bilder den Originalen gegenüberstellt und dabei Fiktion und Realität vermischt. Die Relevanz des Projekts liegt darin, dass Hiraldo Voleau das Ende der Liebesgeschichte wahrheitsgetreu wiedergibt, indem sie ein persönliches Trauma und dessen Verarbeitung thematisiert und es schafft, einen schwierigen emotionalen Zustand durch den Einsatz des fotografischen Mediums auf performative Weise darzustellen. Ihre Haltung ist nicht rachsüchtig, sondern bietet uns vielmehr einen Einblick in ihre Wahrnehmung und erzählt eine Geschichte der Schwesternschaft, die zeigt, wie eine solch schmerzhafte Erfahrung auf konstruktive Art und Weise verarbeitet werden kann.
Aus einem Text von: Maximilian Pellizzari
Produktionsleitung: Katharina Kolakowski
Fotografische Dokumentation: Samira Mosca