Exhibition: Martina Zanin – Please, Don’t Ever Come Down
Eröffnung: 5.09.2023, 19 Uhr
Ausstellung: 6.09 – 30.09.2023
Manche Menschen, solche wie mein Vater, sind unzähmbar wie Falken. Und genau wie Falken sehen sie die anderen lediglich als Beute und sind nicht in der Lage, mit ihnen Beziehungen einzugehen. Sie sind Einzelgänger. Individuen, die andere Menschen, Hasen oder Kaninchen gleich, verletzen.
Martina Zanin
Ausgehend von der autobiografischen Erfahrung erkundet Zanin in Please, Don’t Ever Come Down die Vater-Tochter-Beziehung durch die Metapher eines Falken und seiner Beute. Es ist eine poetische Erzählung über Erbschaften, Entwicklungen und Metamorphosen, die sich mit Bluts- und Familienbanden, traumhaften und imaginären Verhältnissen sowie der Beziehung zwischen Mensch und Tier auseinandersetzt.
In einer Mischung aus poetischen und wissenschaftlichen Elementen, aus Privatem und Öffentlichem, aus Gegenwart und Vergangenheit kommuniziert die Künstlerin mit dem abwesenden Vater, indem sie seine Gestalt in die Tierwelt projiziert. Der Falke ist ein Wesen, das sowohl Angst als auch Faszination hervorruft. Die symbolische Parallele verdeutlicht die ambivalenten Persönlichkeitsmerkmale, die nicht nur eine aggressive Komponente, sondern auch Einsamkeit und Distanz umfassen. Ungezähmt und unmöglich zu bändigen, erscheinen Falken nach eigenem Willen und verschwinden wieder. Zanin reflektiert darüber, wie selbst Formen der Vernachlässigung letztlich als Ausübung von Macht fungieren können. Die Beute wird zum Opfer der sich abwechselnden willkürlichen Präsenz und Abwesenheit, wovon sie heimgesucht wird – ähnlich wie wir vom familiären Gepäck, das wir mit uns tragen, bestimmt werden und dessen Muster und Dynamiken so schwer zu überwinden sind.
Durch einen multidisziplinären Ansatz, der Fotografie, Bilder aus dem Familienarchiv, Text, Audio, Video und Skulptur einbezieht, entwickelt die Künstlerin eine metaphorische Entsprechung zwischen der Figur des Vaters und der des Falken und behandelt Themen wie Aggression, psychische Gewalt, Macht- und Kontrolldynamiken innerhalb familiärer Bindungen. Sie regt dazu an, darüber nachzudenken, wie Begegnungen mit Tieren stets auch Begegnungen mit uns selbst widerspiegeln.