Schaufenster: Reviving, Reclaiming, Recycling

Opening: 8.10.2016 ore 11
Exhibition: 11.10. – 5.11.2016

Reviving, Reclaiming, Recycling

Reviving, Reclaiming, Recycling

Eine fotografische Ausstellung mit Projekten der Studenten der Fakultät für Design und Künste der Freien Universität Bozen, die im Sommersemester 2015 & 2016 in Zusammenarbeit mit SEAB und Villa Serena im Kurs künstlerisch Fotografie, unter der Leitung von Nicolò Degiorgis, entstanden sind.

“Jahr für Jahr werden rund um die Welt unvorstellbare Mengen von Fotografien produziert. Wir alle tragen fast täglich dazu bei, den heute bereits gigantischen Fotoberg zu vergrössern. Doch kaum jemand macht sich Gedanken über die Folgen dieses scheinbar harmlosen Vergnügens. Die in allen Fotografien enthaltenen Chemikalien stellen eine enorme Gefährdung unserer Gesundheit dar; darüber hinaus beeinträchtigt die zunehmende visuelle Umweltverschmutzung durch Fotografien unser Denkvermögen – von der sittlichen Gefährdung unserer Kinder ganz zu schweigen.” Joachim Schmid, Erste allgemeine Altfotosammlung, 1990

Reviving, Reclaiming, Recycling

Reviving, Reclaiming, Recycling

Vor nur 100 Jahren existierte das Konzept Abfall so wie wir es heute kennen noch gar nicht, weder physisch noch visuell. Recycling und Verbraucherbewusstsein waren solch essentielle Elemente für das tägliche Überleben, dass es keine Zweitgedanken oder mögliche Zweifel über die Wiederverwertung von bereits existierenden Materialien gab. Dies gilt besonders für die Nachkriegsgeneration. Begriffe wie Überproduktion und zunehmende Abfallmengen waren noch kein Thema.

Reviving, Reclaiming, Recycling

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Doch in nur wenigen Jahren haben sich die Bedingungen drastisch verändert. In unserer modernen Gesellschaft, die materiell und visuell mit Waren, Zeichen und Anregungen überladen ist, ist Überproduktion und folglich die Anhäufung von Abfallprodukten unvermeidbar. Bewusstsein über Produktion und Überproduktion ist freiwillig geworden, eher eine ethische Entscheidung als eine unbestreitbare Handlung, was zu einer ganzen Reihe von negativen Konsequenzen führt, die langsam und oft unbewusst unser alltägliches Leben und unsere Angewohnheiten durchdringen.

Reviving, Reclaiming, Recycling

Reviving, Reclaiming, Recycling

Wie eben in Joachim Schmid’s Aussage zitiert, gilt das gleiche für die Welt der Fotografie. Früher war Fotografie eine Aktivität, die sich auf eine limitierte Gruppe von Menschen beschränkte, die sich eine Kamera leisten konnten und technisch fähig waren, diese zu bedienen und die Fotos zu entwickeln. Heute hingegen ist sie dank der wachsenden Verbreitung von analogen Kameras, der Entwicklung der digitalen Fotografie und besonders im letzten Jahrzehnt der Erfindung des Smartphones für die Massen zugänglich geworden. Plötzlich ist jeder ein Fotograf, fähig ein Foto zu schießen, es zu entwickeln und zu veröffentlichen oder zu teilen. Diese Entwicklung hat unsere Wahrnehmung der Fotografie radikal verändert. Einerseits ist Fotografie eine viel passivere Aktion geworden, die oft unbewusst überbenutzt wird, andererseits hat sie sich aber auch in ein extrem einflussreiches Medium entwickelt, das manchmal höchst manipulativ und folglich gefährlich sein kann.

Reviving, Reclaiming, Recycling

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Das Ziel dieses Kurses war es, nicht nur das Bewusstsein über die materiellen Folgen einer fotografisch überladenen Gesellschaft zu stärken, sondern auch die visuellen und mentalen Folgen zu analysieren. Während dieses Prozesses haben einige Studenten bereits existierendes fotografisches Material verwendet und wiederverwertet, während andere komplett neue fotografische Projekte entwickelt haben. Die Ergebnisse in Form von Büchern, Bildern und Videos reichen von der Dokumentation der Lebensmittelabfälle der Universitätsmensa; den Treffen mit den Gästen der Villa Serena, um mit einer Generation, dessen Bewusstsein über Konsum und Erhaltung stärker ist, Gedanken auszutauschen; der Arbeit mit den Inhalten von Internet-blogs und fotografischen Archiven; der Wiederherstellung von Leben und Bedeutung in gefundenen Objekten und verlassenen Orten – bis hin zur Veränderung der Perspektiven von „mainstream“-Fotografie und der Re-Interpretation des ersten Fotobuchs, das je veröffentlich wurde.

Reviving, Reclaiming, Recycling

Reviving, Reclaiming, Recycling

Obwohl untereinander sehr unterschiedlich, bleibt der gemeinsame Nenner aller Projekte die kritische Konfrontation mit Produktion und Überproduktion von Bildern und die bewusste Anwendung von Fotografie als einflussreiches und extrem präsentes Medium in der heutigen Welt.

Transparency