Exhibition: Karl Heinrich Waggerl – Frauenmantel
Kuratiert von: Kurt Kaindl und Brigitte Blüml-Kaindl, Fotohof Salzburg
Opening: Dienstag 23.04.2013, 19 Uhr
Einführung: Kurt Kaindl
Ausstellung: 24.04.2013 – 11.05.2013
Karl-Heinrich Waggerl ist vor allem als Schriftsteller bekannt geblieben. Nach dem Zweiten Weltkrieg veröffentlichte er meist romantisierend-beschauliche Literatur, die bis heute in viel besuchten Weihnachtsveranstaltungen in Salzburg gelesen wird. Sein schriftstellerisches Werk wurde in zwölf Sprachen übersetzt und bis heute in über 7 Millionen Büchern verbreitet.
Weitgehend unbekannt bleib allerdings seine künstlerische Arbeit aus der Vorkriegszeit. Er beschäftigte sich neben der Literatur mit kunsthandwerklichen Tätigkeiten. Bis zuletzt unbekannt war sein fotografisches Werk aus den 30er Jahren. Nach dem Tod der Witwe Karl Heinrich Waggerls im Jahr 1990 fanden sich in seinem Haus in Wagrain eine große Anzahl von Glasnegativen und Fotos, die von einer langjährigen und intensiven Beschäftigung mit der Fotografie zeugen. In der Folge konnte diese überraschende Entdeckung einer substantiellen fotografischen Arbeit 1993 erstmals in der Ausstellung „Frauenmantel“ veröffentlicht werden.
Die Fotografien wurden von den Glasplatten Waggerls auf Fotopapier vergrößert. Alle Schwarzweiß-Bilder erhielten einen Nachlass-Stempel und sind signiert. Es sind nur wenige Originale erhalten geblieben, die Waggerl noch selbst vergrößert hatte.
Ein Großteil der Arbeiten stammt aus den 20er und 30er Jahren und zeigt die Auseinandersetzung Waggerls mit zeitgenössischen und teilweise avantgardistischen Tendenzen der Fotokunst. Neben dörflichen Szenen und Dokumentationen des Landlebens finden sich zahlreiche Frauenporträts und Selbstporträts bis hin zu Stillleben und Inszenierungen in der Tradition der neusachlichen Fotografie. Im Gegensatz zu seinem literarischen Spätwerk fällt das soziale Engagement und die innovative Formelsprache seiner frühen Fotografien auf. Der fotografische Nachlass kennzeichnet Waggerl als einen Suchenden Künstler auf der Höhe seiner Zeit und belegt, dass eine Karriere als Fotograf durchaus auch im Potential Waggerls gelegen wäre. Heute sind diese Fotografien ein wichtiger Mosaikstein zur gesamten Beurteilung des Lebenswerks von Karl Heinrich Waggerl.
Nach der Einrichtung des Karl Heinrich Waggerl Hauses in Wagrain löste das Auffinden des Fotoarchivs von Waggerl und seine Publikation im Bildband “Frauenmantel” (Otto Müller Verlag) einen heftigen Streit zwischen „Waggerlverehrern“, die keine Änderung an Waggerls einmal festgelegter Lebens- und Werkgeschichte wünschten und einer neuen, oft auch jungen Leserschaft.
Karl Heinrich Waggerl wurde 1897 in Badgastein (Österreich) geboren, lebte von 1920 bis zu seinem Tod 1973 in Wagrain, wo er 1940/41 auch Bürgermeister war.